„Draußen vor der Tür“

Theater und Orchester Heidelberg

Regie: Mirjam Loibl
Bühne: Maximilian Hartinger
Kostüm: Anna Maria Schories
Musik: Constantin John
Lichttechnik: Jonah Fellhauer
Dramaturgie: Lene Grösch
Wissenschaftliche Beratung: Christian Stein
Theaterpädagogik: Jeremy Heiß
Fotografie: Susanne Reichardt

2020 - 2022



„Draußen vor der Tür“ ist zeitlich und örtlich präzise im Nachkriegs-Deutschland unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt.
Es ist eines der bedeutendsten Stücke dieser Zeit und entsprechend bis heute vielfach gespielt.
Obwohl es (für uns) offensichtlich einiges seines unmittelbaren Bezugs (der Realität eines Kriegsheimkehrers in ein zerstörtes Land) eingebüßt hat, ist es in seiner Thematik und Eindringlichkeit nach wie vor relevant.
Für uns ist klar, dass das Stück nicht von seinem historischen Kontext getrennt werden kann. Gleichzeitig steht für uns aber auch fest, dass wir heute andere Einordnungen vornehmen müssen und Aussagen nicht gänzlich unkommentiert ins Heute übernehmen können und wollen.
Ein weiterer Ausgangspunkt ist das Ineinanderfließen von Wirklichkeit und einer Ebene aus Allegorie und Traum über das gesamte Stück hinweg. Es erzeugt entsprechend differenzierte Bilder zwischen naturalistischem Stationendrama und fieberhafter Wiedergabe des Innenlebens der Hauptfigur Beckmann.

Das Bühnenbild für „Draußen vor der Tür“ funktioniert auf mehreren Ebenen. Ohne direkt zu bebildern schafft es sowohl Räume für die Begegnung der Figuren als auch für die innere Traumwelt Beckmanns und lässt vielfältige Assoziationen entstehen:
- eine deprimierend-romantische Landschaft aus Zerstörung, Trümmern, Überresten, Vegetation, etc.
- darin schemenhafte Wesen, wiederkehrend, klagend, mahnend, vielleicht auch beschützend
- eine unscharfe und zugleich schwere/erdrückende Materialität, die an Uniform-Stoffe, Behausungen, Erde oder Schnee erinnert - damit einhergehend ein diffus-dämpfender Ausdruck, der konstruktive Interaktion verhindert und abwehrt
- Das Verdecken, Überdecken und damit Verdrängen von Schuld, Verantwortung, fremden und eigenen Problemen
- Fetzen, Lumpen, Flicken, oder auch Geschwüre, Furunkel, Wunden?
- häusliche Verwendung (Decken, Polster, etc.) oder medizinische Vewendung (Verbände, Bandagen, etc.)
Aus einem Material entsteht eine zusammenhängende Welt. Durch das Überlagern und Auftürmen des flächigen Materials entstehen Räume, Schichten, Senken, Tiefenstaffelung, kleinere höhlenartige Innenräume.
Im Zusammenspiel mit der Beleuchtung lassen sich vielfältigste Stimmungen erzeugen, die den verschiedenen Ebenen des Stücks gerecht werden.

„Exzellent, gar preisverdächtig ist dazu noch die Ausstattung: Bühnenbildner Maximilian Hartinger setzt auf großformatige Filzskulpturen zwischen Käthe Kollwitz’ „Mutter mit totem Sohn“ (Neue Wache, Berlin) und Büßermönchen. Beides passt. Die Kostüme Anna Maria Schories nicht minder, Joseph-Beuys-Filz auch hier - halbe Uniformen für (nur noch) halbe Menschen.“
(Mannheimer Morgen)

Trailer